"Mathematik ist keine Menge von Wissen. Mathematik ist eine Tätigkeit, eine Verhaltensweise, eine Geistesverfassung. […] Eine Geisteshaltung lernt man aber nicht, indem einer einem schnell erzählt, wie er sich zu benehmen hat. Man lernt sie im Tätigsein, indem man Probleme löst, allein oder in seiner Gruppe – Probleme, in denen Mathematik steckt. "
Freudenthal 1982, S. 140
Dyskalkulie = Rechenstörung = Rechenschwäche = Rechenschwierigkeiten ... oder?
D Y S K A L K U L I E - Therapie
=
MATHEMATIK
Erleben Begreifen Angreifen Verstehen
Was ist Dyskalkulie? Was ist Dyskalkulie nicht?
- Fehlendes Mengen-/Größenverständnis.
- Schwächen beim Zählen und Abzählen (vorwärts, rückwärts, mehrschrittig).
- Schwierigkeiten beim Zahlen Lesen und Schreiben - Zahlendreher (z.B. wird 65 als "sechsundfünfzig" gelesen).
- Zählen statt Rechnen auch im kleinen Zahlenraum.
- Ineffektive Rechenstrategien, z.B. zählend; Fingerrechnen bis über die 3. Klassenstufe hinaus.
- Sehr langsames Rechentempo.
- Häufige Rechenfehler.
- Schwierigkeiten beim Kopfrechnen (automatisierter Abruf).
- Fehlende Orientierung im Zahlenraum
- Schwierigkeiten bei Sach- und Textaufgaben, die nicht auf ein Leseproblem zurückgehen.
Schwierigkeiten können sich auch erst in der Sekundarstufe zeigen - Hinweise können sein:
- Mangelndes Verständnis des Dezimalsystems (Zählen in Schritten >1, Bündeln/Entbündeln,…).
- Defizite in der Strategieanwendung (Verdoppeln, Textaufgaben,…).
- Fehlendes Operationsverständnis.
- Zahlen gespiegelt schreiben.
- Isolierte Probleme bei höherer Mathematik/Arithmetik/ Geometrie.
- Probleme beim Hören, Sehen, in der Motorik.
- Intelligenzproblem.
- Aufmerksamkeitsproblem als Ursache.
- Faulheit.
Komorbiditäten sind häufig - Zusätzliche Entwicklungsstörungen können sein:
- AHDS, Aufmerksamkeitsdefizite
- Lese-/Rechtschreibstörung (Legasthenie)
- Sprachentwicklungsstörungen
- Angststörungen oder andere psychische Belastungen
Begriffe wie Rechenstörung/Rechenschwäche/ Rechenschwierigkeiten sind gleichzusetzen mit dem Begriff der Dyskalkulie. Unterschiede bestehen im Leistungsprofil sowie dem Ausprägungsgrad - aber es gibt keinen Unterschied im Förderansatz (individuell-symptomorientiert - evidenzbasiert).
Definition lt. ICD-10 (WHO): "Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, [...]."
Definition lt. ICD-11 (WHO - neu): "Eine Lernentwicklungsstörung mit Beeinträchtigung in Mathematik ist gekennzeichnet durch erhebliche und anhaltende Schwierigkeiten beim Erlernen akademischer Fähigkeiten im Zusammenhang mit Mathematik oder Arithmetik, wie z. B. Zahlensinn, Auswendiglernen von Zahlenfakten, genaues Rechnen, flüssiges Rechnen und genaues mathematisches Denken.[...]"
Die Diagnose lt. ICD-10/11 (WHO) darf nur ein Klinischer Psychologe oder Arzt stellen.